Mosambik

 

Mosambik ist seit der Beendigung des Krieges im Jahr 1992 ein von der internationalen Geberszene bevorzugtes Land, da es die Strukturanpassungsprogramme der Weltbank vorbildlich umsetzt und für Großprojekte beste steuerliche Voraussetzungen bietet. Mosambik finanziert den Großteil seines Staatshaushalts aus internationalen Fördermitteln und ist somit abhängig von den politischen Vorga­ben der Geber. Die Infrastruktur des Landes hat sich in den letzten Jahren deutlich verbessert. Seit zehn Jahren verfolgt Mosambik ein von den Gebern initiiertes Armutsminderungsprogramm, das den Rückzug des Staates aus den produktiven Sektoren, Konzentration auf soziale Dienstleistungen (Bil­dung und Gesundheit), Reduzierung von Agrarberatungsdiensten und Vermarktungssystemen sowie die Förderung von privatwirtschaftlichen Initiativen beinhaltet. Durch diese Maßnahmen wurde die Einschulungsrate erheblich erhöht, die Kinder- und Müttersterblichkeit ist stark gesunken und die Versorgung der Bevölkerung mit Trinkwasser wurde verbessert. Es ist jedoch nicht gelungen den Anteil der Armen an der Bevölkerung zu reduzieren, stattdessen hat sich der Anteil sogar auf 54,7 % erhöht. Das enorm hohe Wirtschaftswachstum von jährlich 7% basiert auf einigen Großprojekten im Energie- und Rohstoffsektor, die kaum Beschäftigungseffekte haben (vgl. Karin Fiege, Mosambik Rundbrief Nr. 83, Dezember 2011). Durch die Vernachlässigung der landwirtschaftlichen Entwicklung ist die Ernährungssituation für breite Bevölkerungsschichten kritisch. Dazu kommt, dass auch in Mo­sambik von internationalen Konzernen auf großen Flächen fruchtbaren Ackerlands Biotreibstoff (z. B. Jatropha) angebaut wird. Die Böden stehen somit der einheimischen Bevölkerung nicht mehr zum Anbau von Nahrungsmitteln zur Verfügung. 

Eine Milliarde Menschen weltweit haben nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation eine oder mehrere Behinderungen, das entspricht 15 % der Weltbevölkerung. Davon leben 80 % in Län­dern des Südens. 20 % der Menschen, die in absoluter Armut leben, haben eine Behinderung. Frauen sind häufiger von Behinderungen betroffen als Männer. 20 Millionen Menschen haben keinen Roll­stuhl. 90 % der Kinder mit Behinderung besuchen keine Schule (Menschen mit Behinderung in Ent­wicklungsländern, Behinderung und Entwicklungszusammenarbeit 2011). Das sind nur einige Zahlen, die beschreiben, wie schwierig die Situation für Menschen mit Behinderung ist. Zu Mosambik liegen uns keine Zahlen vor. Hier Informationen zu sammeln ist eine Aufgabe, die wir uns vorgenommen haben. 

Für Mosambikanerinnen und Mosambikaner ohne Handicap ist es schon schwer, Zugang zu Bildung und Gesundheitsversorgung zu erhalten sowie den Lebensunterhalt zu sichern. Für Menschen mit Behinderung in Mosambik ist es ungleich schwerer. Durch den Krieg (Landminen etc.), Verkehrsun­fälle und durch die Folgen von Krankheiten haben viele Menschen Gliedmaßen verloren oder andere körperliche Beeinträchtigungen davongetragen. Die Versorgung mit orthopädischen Hilfsmitteln ist äußerst gering, Projekte für Menschen mit Behinderung zur Schaffung von Einkommen gibt es nur selten. Menschen mit Behinderung sind vollkommen von ihren Familien abhängig und können am gesell­schaftlichen Leben kaum teilnehmen. Während des Aufenthalts in Mosambik hat Heiko eine Ortho­pädische Werkstatt in der Hafenstadt Beira evaluiert. Es gibt vier staatliche Orthopädische Werkstät­ten in Mosambik. Ein Ergebnis der Evaluation war, dass das Personal der Werkstatt gut ausgebildet ist, es aber an Materialien für orthopädische Versorgungen fehlt. Die Einschätzung der Mitarbeiterin­nen und Mitarbeiter war, dass es im zuständigen Gesundheitsministerium keine ausreichende Unter­stützung für Menschen mit Behinderung gibt. Eine Einschätzung, die uns auch der Mitarbeiter von Handicap International in Chimoio gegeben hat. 

Wichtig zu erwähnen ist noch das Übereinkommen der Vereinten Nationen zu Rechten von Men­schen mit Behinderung. Das Abkommen ist seit Mai 2008 in Kraft und somit völkerrechtlich für die Unterzeichnerstaaten bindend. Die Staaten verpflichten sich hierin alle Menschenrechte und Grund­freiheiten für Menschen mit Behinderung zu verwirklichen und sie vor Diskriminierung zu schützen. Mosambik hat das Abkommen im März 2007 unterzeichnet und im Januar 2012 ratifiziert. 

Weitere Infos zu Mosambik bei Koordinierungskreis Mosambik: